Hansestadt
Greifswald
Anders
als die Hanseschwester Stralsund vermittelt Greifswald auf den
ersten Blick das Bild einer verschlafenen Provinzstadt. Doch
der Eindruck trügt. Greifswald ist Universitätsstadt. Die
Ernst-Moritz-Arndt-Universität ist die zweitälteste Alma
mater Norddeutschlands. Ähnlich wie an anderen Orten, deren
Geschichte jahrhundertelang eng mit Universitäten verknüpft
ist, ist auch Greifswalds Charakter und Aura davon geprägt.
In Greifswald weht spürbar studentischer Geist. Viele junge
Leute bevölkern die Plätze und Straßen, die Cafés und
Kneipen. Hier vermischt sich das Alte und Historische auf das
Angenehmste mit dem Neuen und Jungen. Die Altstadt mit ihren
hanseatischen Kaufmannshäusern und alten Giebelspeichern ist
nicht nur schöne Kulisse. Sie atmet und lebt.
Die
Geschichte der Stadt beginnt mit der Gründung des
Zisterzienserklosters Eldena. Die handelspolitischen und
siedlungspolitischen Geschicke der Mönche führten 1250 zur
Stadtgründung Greifswalds. 1278 schließt sich der
aufstrebende Hafen und Handelsplatz mit anderen Hafenstädten
zum Schutzbund der Hanse zusammen. Dieser Hanseverbund
sicherte Greifswald ständig wachsenden Reichtum und Einfluss.
Im Westfälischen Frieden fiel Vorpommern und Greifswald
1648 bis 1815 an Schweden. Sie wurden nicht in den
schwedischen Staatsverband eingegliedert und blieben
größtenteils unabhängig. Daher resultiert auch die
Redewendung "unter den drei Kronen ließ sich`s
gemächlich wohnen".
Dass
die Hansestadt zur Universitätsstadt wird, verdankt sie ihrem
damaligen Bürgermeister Heinrich Rubenow (1456). Mit ihr wird
Greifswald zum geistigen und kulturellen Zentrum der Region.
Viele große Namen wie Ulrich von Hutten, Ernst Moritz Arndt,
Ferdinand Sauerbruch oder der Turnvater Jahn unterrichteten in
der liberalen Stadt. Auch der große Sohn der Stadt, der
Landschaftsmaler Caspar David Friedrich, lernte seine Kunst
hier.
Sehenswert
Dank
Oberst Petershagen und seinen unerschrockenen Mitstreitern
gegen Ende des 2. Weltkrieges sind große Teile des
mittelalterlichen Stadtbildes erhalten geblieben. (Am
30.04.1945 übergibt er die zur Sprengung vorbereitete Stadt
kampflos und rettet so Greifswalds historisches und
kulturelles Erbe der Nachwelt)
Fast
wäre die historische Altstadt doch noch der Spitzhacke zum
Opfer gefallen. 1978 begann mit der umfassenden „Erneuerung
der verschlissenen Bauwerke durch neue in der rationellen Großplattenbauweise,
die für die Anwendung in kulturhistorisch bedeutenden
Bereichen weiterentwickelt wurde“.
Den
städtebaulichen Frevel kann man im so genannten
Umgestaltungsgebiet zwischen Fleischer- und Schützenstraße
bewundern. Die so genannte „Weiterentwicklung“ ist der
Versuch, mit historischen Giebelfassaden die Plattenhäuser zu
kaschieren. Ein paar Blumenkübel dazwischen und fertig ist
das aus westdeutschen Fußgängerzonen sattsam bekannte
„Idyll“.
Der
Marktplatz umgibt ein wunderschönes Ensemble aus
historischen Bauwerken unterschiedlichster Epochen. Beherrscht
wird der Marktplatz vom um 1400 erbaute Rathaus. Damals wurde
dieses Gebäude mit seinen spitzbogigen Laubengängen als „Kophus“,
Kaufhaus, gebaut. Seine mächtige zweiflügelige Reliefbronzetür
erinnert mit ihrem Bilderzyklus an die kampflose Übergabe
1945.
Neben
dem Rathaus erblickt man die Ratsapotheke. Die Fassade
des 1880 errichteten klassizistischen Gebäudes ist durch
Pfeiler mit Fialen und Blendenmaßwerk gegliedert und mit
neogotischem Dekor verziert. Sein prachtvoller, 1425
geschaffener Stufengiebel ist ein hervorragendes Beispiel für
die Bauweise mittelalterlicher Wohnspeicher.
Geht
man am Rathaus links in die Baderstraße, kommt man zum ältesten
Wohnspeicherhaus der Stadt. An der aus dem 14. Jahrhundert
stammenden Giebelfassaden sind vier Speicheretagen, in denen
die Waren lagerten, schön zu erkennen. Wenige Schritte weiter
trifft man auf das Zeughaus, einen 1650 errichteten
Speicher.
Die
Domstraße führt zur größten der drei Greifswalder
Stadtkirchen, dem Dom St. Nikolai. Die vom Volksmund
„der Lange Nikolaus“ genannte gotische Backsteinbasilika
erhielt diesen Spitznamen wegen
ihres mächtigen Turmes. Der fast 100 m hohe und mit einer
Zwiebelhaube abgeschlossene Turm gilt als der schönste an der
deutschen Ostseeküste und ist das Wahrzeichen der Stadt. Es
lohnt sich auf jeden Fall auch das Innere der Kirche
anzuschauen.
Die
Domstraße führt weiter ins Universitätsviertel. Hier liegt
das 1747-50 erbaute Universitätshauptgebäude. Der
langgestreckte strenge Ziegelbau ist ein Werk des
Mathematikprofessors A. Meyer. Die meisten historischen Räume
fielen einem Umbau zum Opfer. Erhalten geblieben ist nur die
alte Bibliothek, die nun als Aula dient. Vor dem
Hauptgebäude liegt der kleine Rubenow-Platz mit einem 12 m
hohen Denkmal von Rubenow. Gleich hier anschließend
befindet sich die Jakobi-Kirche. Sie ist die kleinste
Stadtkirche und wird deshalb der „Kleine Jacob“ genannt.
Die mittelalterliche Ausstattung der dreischiffigen
Hallenkirche ging verloren. Ihr nüchtern-schmuckloses Inneres
wird von den unverputzten Backsteinpfeilern bestimmt.
Die
dritte Greifswalder Kirche findet man in der Brüggestraße.
Die wuchtige, gedrungene Marienkirche ist das
vermutlich älteste Bauwerk der Stadt. Im letzten Viertel des
13. Jahrhunderts begonnen, wurde die „Dicke Marie“ 1360
fertiggestellt. Das Innere der Kirche ist weitgehend
schmucklos aber nicht ohne Wirkung. Einen gut Blick auf Stadt
und Umgebung hat man von dem Turm aus.
Von
der Marienkirche führt die Brüggstraße zur Fußgängerzone
Schuhhagen, die Einkaufs- und Spaziermeile der Stadt.
Bechern
und Tafeln wie zu Wallensteins Zeiten Wirtshaus
Wallensteinkeller Markt
3, 17489 Greifswald, Telefon 038 34 85 59 45 Empfehlenswert
ist auch das Braugasthaus "Zum alten Fritz" mit
eigener Brauerei und regionalen Speisen im gotischen
Giebelhaus. Markt
13 (Am Marktplatz) 17489 Greifswald Telefon
03834 57 83 - 0
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