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Der Mythos Vineta
Vineta war eine sagenhafte Stadt in der Ostsee. Wo dieses
Atlantis des Nordens lag und unter welchen Umständen die
Stadt unterging, ist bis heute nicht endgültig geklärt.
Sicher scheint lediglich, dass das geheimnisumwitterte
Vineta einst die dominierende Handelsmetropole in der Ostsee
war. Um 965 bereist der jüdisch- maurische Kaufmann Ibrahim
Ibn Jakub al Isreli die westslawischen Länder und berichtet:
"Sie haben eine große Stadt am Weltmeer, die zwölf Tore
und einen Hafen hat." Andere frühe Quellen sprechen
davon, daß Vineta "weltberühmt" gewesen sei und
"größer und schöner als irgendeine andere Stadt in
Europa." Die multikulturelle und weltoffene Stadt wurde
den Erzählungen zufolge von "Barbaren, Griechen, Slawen
und Sachsen" bewohnt und war geradezu unermesslich reich.
Garn wurde auf goldenen Spindeln gesponnen, Vinetas Glocken
waren reinsilbern und der Wohlstand war so groß, dass
"die Mütter ihren Kindern den Hintern mit Semmeln
abwischten".
Adam von Bremen, der erste große deutsche Geograph,
schrieb 1075 über Vineta: ""Hinter den Liutizen,
die auch Wilzen heißen, trifft man auf die Oder, den
reichsten Strom des Slawenlandes. Wo sie an ihrer Mündung ins
Skythenmeer fließt, bietet die sehr berühmte Stadt Jumne
für Barbaren und Griechen in weitem Umkreis einen
vielbesuchten Treffpunkt. Weil man sich zum Preise dieser
Stadt allerlei Ungewöhnliches und kaum Glaubhaftes erzählt,
halte ich es für wünschenswert, einige bemerkenswerte
Nachrichten einzuschalten. Es ist wirklich die größte von
allen Städten, die Europa birgt ... Die Stadt ist angefüllt
mit Waren aller Völker des Nordens, nichts Begehrenswertes
oder Seltenes fehlt ... Hier zeigt sich Neptun in dreifacher
Gestalt, denn die Insel wird von drei Meeren bespült, eins
davon soll von tiefgrünem Aussehen sein, das zweite
weißlich; das dritte wogt ununterbrochen wildbewegt von
Stürmen. Von dieser Stadt aus setzt man in kurzer Ruderfahrt
nach der Stadt Demmin in der Peenemündung über, wo die Ranen
wohnen ..."
1165 munkelt Landpfarrer Helmbold von Bosau, der eine
slawische Chronik verfaßte und sich dabei fast wörtlich auf
die Ausführungen in der Hamburgischen Kirchengeschichte
stützte, ebenfalls von Vineta: "Ein König der Dänen
soll diesen höchst wohlhabenden Platz mit einer großen
Flotte angegriffen und völlig zerstört haben."
Noch ist nicht endgültig geklärt, ob Vineta existierte
und wenn ja, wo es lag.
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